Interview mit Gunter Frick zum Wahlprogramm 2019


Sehr geehrter Herr Frick,

 

wir möchten unseren Leserinnen und Lesern vor der Wahl noch einmal die Gelegenheit geben, sich über die Ideen der Parteien bei der Gemeinderatswahl zu informieren. Dazu senden wir Ihnen einen kurzen Fragenkatalog. Die Antworten aller vier Parteien werden wir in der Woche vor der Wahl auf einer gemeinsamen Seite veröffentlichen.

Das sind die Fragen:

 

 

1. Die neue Nutzung der alten Kaserne ist eins der großen Themen für die nächsten fünf Jahre. Wo setzen Sie dabei Schwerpunkte?

 

Zunächst muss dem Land Baden-Württemberg klargemacht werden, dass die

Stadt Ellwangen mit dann acht Jahren Landeserstaufnahmestelle einen

hinreichend großen Dienst hinsichtlich der Flüchtlingsunterbringung geleistet hat.

Dann kam die Konversion mit der Gesundheits- und Pflegeakademie im alten Teil

und dem Konzept aus Wohnen und Dienstleistung im neuen Teil richtig

durchstarten. Unsere Stadt braucht dringend bezahlbaren Wohnraum. Dort kann

der Spagat aus Mehrgenerationenwohnen in einem neuen Stadtteil mit Freizeit-

und Sporteinrichtungen gelingen. Voraussetzung ist, dass wir schnellstens

Grundstückseigentümer des Kasernengeländes zu einem wieder vermarktbaren

Preis werden. Wir hätten es verdient.

 

 

2. Unsere Ärzte werden immer älter, oft finden Sie keine Nachfolger. Wie wollen Sie

die medizinische Versorgung in der Stadt und den Teilorten sicherstellen? Und       

was können Sie dazu beitragen, die Ellwanger Sankt-Anna-Virngrundklinik zu erhalten?

 

Darauf hat der Gemeinderat leider nur mittelbaren Einfluss. Wegen überzogener

Bürokratie haben Ärzte in Einzelpraxen immer mehr Existenzsorgen. In den

Teilorten kann man nur mit der Zurverfügungstellung von günstigen

Räumlichkeiten helfen. Dann kann ein erweitertes Stadtbusangebot oder der

Einsatz von Ruftaxis bzw. ein Shuttleservice helfen. Die Ärztekammer bzw. die

Kassenärztliche Vereinigung sind da aber vor allem am Drücker. Was das

Krankenhaus angeht, hat unsere Fraktion ja schon vor Jahren versucht den

Standort des Rettungshubschraubers nach Ellwangen zu holen, um hier die

Notarztausbildung als Stütze der Klinik zu installieren. Vom Land und vom Kreis

fehlte hier die Unterstützung und so haben wir alle zusammen verloren. Nun

entscheidet der Kreistag über die Zukunft unserer Klinik.

 

 

3. Auch in Ellwangen fehlen günstige Mietwohnungen für Familien, Alleinerziehende, Singles und Senioren. Welches Konzept haben Sie, um das zu ändern?

 

Um günstigen Wohnraum zu schaffen, müssen wir versuchen, vorhandenen

Wohnraum z. B. große Häuser, die nur mit ein bis zwei Personen bewohnt sind,

freizubekommen und jungen Familien zur Verfügung zu stellen. Dafür benötigen

wir aber entsprechenden Ersatz in Zentrumsnähe für 1-2 Personenhaushalte. Im

Vorfeld der Landesgartenschau unterstützen wir Wohnbauprojekte, die so etwas

ermöglichen und der älteren Generation Anreiz geben, nochmal über einen

Wohnungswechsel nachzudenken. Es gibt schon Gemeinden in anderen

Bundesländern, die so etwas gezielt fördern. Die von uns beantragte städtische

Wohnungsbaugesellschaft hat ja keinen Zuspruch bei der Verwaltung und bei den

anderen Fraktionen gefunden. Heute hätte diese mehr Aufgaben denn je.

 

 

4. Der Einzelhandel hat es schwer. In Ellwangen stehen viele Geschäfte leer. Wo

kann die Stadt ansetzen, um attraktive Bedingungen für Handel und

Gastronomie zu schaffen?

 

Wir haben dafür schon seit 15 Jahren dasselbe Konzept. In der Kerninnenstadt

Quartiersentwicklung durch Aufkauf zusammenhängender Immobilien betreiben

und diese Quartiere dann Investoren zur Verfügung stellen, die dort Einzelhandel

oder Dienstleister in Verbindung mit Wohnraum ansiedeln. Einzelhandel geht da

immer nur im Erdgeschoss und deshalb nur auf begrenzter Quadratmeterzahl.

Deshalb sollten Fachmärkte mit größerem Flächenbedarf nahe der Kerninnenstadt

und nicht auf der grünen Wiese platziert werden. Einen Drogeriemarkt nach

Westhausen ziehen zu lassen und ihm das BAG-Areal zu verwehren, ist mit das

Schlimmste, was man dem Ellwanger Einkaufsangebot so antun kann.

 

 

5. Wie wollen Sie die Jugendlichen stärker einbinden und welche Ziele haben Sie für

die Jugendarbeit in Ellwangen?

 

 Jugendliche bindet man am ehesten mit Bildung, Freizeitangeboten und Vereinen.

Das Angebot an dualen Ausbildungsformen z. B. durch die SRH muss erweitert

werden. Die Vereinsarbeit muss von Bürokratie entlastet werden (DSGVO usw.).

Nicht jeder Jugendliche identifiziert sich mit dem Jugendzentrum. Hier muss über

Ergänzungen nachgedacht werden. Der/die neue OB/in könnte auch einmal im

Jahr eine Jugendsprechstunde in den Schulen anbieten, um das Ohr näher an die

Jugendlichen zu bringen. Letztendlich entscheiden aber auch immer die Chancen,

die die Ellwanger Firmen bieten, über Gehen oder Bleiben.

  

 

6. Was wollen Sie konkret tun, damit die Teilorte attraktiv bleiben?

 

Es muss eine Balance zwischen dem Angebot von Neubaugebieten und einer

sinnvollen Innenentwicklung der Teilorte gefunden werden. Die Flurneuordnung in

Pfahlheim ist da ein gutes Beispiel. Das Radwegenetz und das Stadtbusangebot

müssen so rasch wie eben finanzierbar in die Teilorte hinausentwickelt werden.

Der erforderlichen Gewerbegebietsentwicklung muss die Verkehrsinfrastruktur

vorausgehen (Umfahrung Röhlingen). Schul- und Kindergartenangebote müssen

laufend aktualisiert werden. Da die Landesgartenschau nicht in alle Teilorte

ausgedehnt werden kann, muss sie in die Teilorte getragen werden, z. B. durch

einen kostenlosen E-Bus/-Auto/-Bike-Betrieb.

 

 

Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für den weiteren Wahlkampf

Beate Gralla

Redaktion

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