Sehr geehrter Herr Frick,
wir möchten unseren Leserinnen und Lesern vor der Wahl noch einmal die Gelegenheit geben, sich über die Ideen der Parteien bei der Gemeinderatswahl zu informieren. Dazu senden wir Ihnen einen kurzen Fragenkatalog. Die Antworten aller vier Parteien werden wir in der Woche vor der Wahl auf einer gemeinsamen Seite veröffentlichen.
Das sind die Fragen:
1. Die neue Nutzung der alten Kaserne ist eins der großen Themen für die nächsten fünf Jahre. Wo setzen Sie dabei Schwerpunkte?
Zunächst muss dem Land Baden-Württemberg klargemacht werden, dass die
Stadt Ellwangen mit dann acht Jahren Landeserstaufnahmestelle einen
hinreichend großen Dienst hinsichtlich der Flüchtlingsunterbringung geleistet hat.
Dann kam die Konversion mit der Gesundheits- und Pflegeakademie im alten Teil
und dem Konzept aus Wohnen und Dienstleistung im neuen Teil richtig
durchstarten. Unsere Stadt braucht dringend bezahlbaren Wohnraum. Dort kann
der Spagat aus Mehrgenerationenwohnen in einem neuen Stadtteil mit Freizeit-
und Sporteinrichtungen gelingen. Voraussetzung ist, dass wir schnellstens
Grundstückseigentümer des Kasernengeländes zu einem wieder vermarktbaren
Preis werden. Wir hätten es verdient.
2. Unsere Ärzte werden immer älter, oft finden Sie keine Nachfolger. Wie wollen Sie
die medizinische Versorgung in der Stadt und den Teilorten sicherstellen? Und
was können Sie dazu beitragen, die Ellwanger Sankt-Anna-Virngrundklinik zu erhalten?
Darauf hat der Gemeinderat leider nur mittelbaren Einfluss. Wegen überzogener
Bürokratie haben Ärzte in Einzelpraxen immer mehr Existenzsorgen. In den
Teilorten kann man nur mit der Zurverfügungstellung von günstigen
Räumlichkeiten helfen. Dann kann ein erweitertes Stadtbusangebot oder der
Einsatz von Ruftaxis bzw. ein Shuttleservice helfen. Die Ärztekammer bzw. die
Kassenärztliche Vereinigung sind da aber vor allem am Drücker. Was das
Krankenhaus angeht, hat unsere Fraktion ja schon vor Jahren versucht den
Standort des Rettungshubschraubers nach Ellwangen zu holen, um hier die
Notarztausbildung als Stütze der Klinik zu installieren. Vom Land und vom Kreis
fehlte hier die Unterstützung und so haben wir alle zusammen verloren. Nun
entscheidet der Kreistag über die Zukunft unserer Klinik.
3. Auch in Ellwangen fehlen günstige Mietwohnungen für Familien, Alleinerziehende, Singles und Senioren. Welches Konzept haben Sie, um das zu ändern?
Um günstigen Wohnraum zu schaffen, müssen wir versuchen, vorhandenen
Wohnraum z. B. große Häuser, die nur mit ein bis zwei Personen bewohnt sind,
freizubekommen und jungen Familien zur Verfügung zu stellen. Dafür benötigen
wir aber entsprechenden Ersatz in Zentrumsnähe für 1-2 Personenhaushalte. Im
Vorfeld der Landesgartenschau unterstützen wir Wohnbauprojekte, die so etwas
ermöglichen und der älteren Generation Anreiz geben, nochmal über einen
Wohnungswechsel nachzudenken. Es gibt schon Gemeinden in anderen
Bundesländern, die so etwas gezielt fördern. Die von uns beantragte städtische
Wohnungsbaugesellschaft hat ja keinen Zuspruch bei der Verwaltung und bei den
anderen Fraktionen gefunden. Heute hätte diese mehr Aufgaben denn je.
4. Der Einzelhandel hat es schwer. In Ellwangen stehen viele Geschäfte leer. Wo
kann die Stadt ansetzen, um attraktive Bedingungen für Handel und
Gastronomie zu schaffen?
Wir haben dafür schon seit 15 Jahren dasselbe Konzept. In der Kerninnenstadt
Quartiersentwicklung durch Aufkauf zusammenhängender Immobilien betreiben
und diese Quartiere dann Investoren zur Verfügung stellen, die dort Einzelhandel
oder Dienstleister in Verbindung mit Wohnraum ansiedeln. Einzelhandel geht da
immer nur im Erdgeschoss und deshalb nur auf begrenzter Quadratmeterzahl.
Deshalb sollten Fachmärkte mit größerem Flächenbedarf nahe der Kerninnenstadt
und nicht auf der grünen Wiese platziert werden. Einen Drogeriemarkt nach
Westhausen ziehen zu lassen und ihm das BAG-Areal zu verwehren, ist mit das
Schlimmste, was man dem Ellwanger Einkaufsangebot so antun kann.
5. Wie wollen Sie die Jugendlichen stärker einbinden und welche Ziele haben Sie für
die Jugendarbeit in Ellwangen?
Jugendliche bindet man am ehesten mit Bildung, Freizeitangeboten und Vereinen.
Das Angebot an dualen Ausbildungsformen z. B. durch die SRH muss erweitert
werden. Die Vereinsarbeit muss von Bürokratie entlastet werden (DSGVO usw.).
Nicht jeder Jugendliche identifiziert sich mit dem Jugendzentrum. Hier muss über
Ergänzungen nachgedacht werden. Der/die neue OB/in könnte auch einmal im
Jahr eine Jugendsprechstunde in den Schulen anbieten, um das Ohr näher an die
Jugendlichen zu bringen. Letztendlich entscheiden aber auch immer die Chancen,
die die Ellwanger Firmen bieten, über Gehen oder Bleiben.
6. Was wollen Sie konkret tun, damit die Teilorte attraktiv bleiben?
Es muss eine Balance zwischen dem Angebot von Neubaugebieten und einer
sinnvollen Innenentwicklung der Teilorte gefunden werden. Die Flurneuordnung in
Pfahlheim ist da ein gutes Beispiel. Das Radwegenetz und das Stadtbusangebot
müssen so rasch wie eben finanzierbar in die Teilorte hinausentwickelt werden.
Der erforderlichen Gewerbegebietsentwicklung muss die Verkehrsinfrastruktur
vorausgehen (Umfahrung Röhlingen). Schul- und Kindergartenangebote müssen
laufend aktualisiert werden. Da die Landesgartenschau nicht in alle Teilorte
ausgedehnt werden kann, muss sie in die Teilorte getragen werden, z. B. durch
einen kostenlosen E-Bus/-Auto/-Bike-Betrieb.
Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für den weiteren Wahlkampf
Beate Gralla
Redaktion